Wertschriftenlösung

Was sind 1e-Wertschriftenlösugen?

1e-Vorsorgelösungen bieten eine interessante Alternative zu traditionellen Pensionskassenmodellen. Sie erlauben es Versicherten mit einem Lohnanteil über dem BVG-Obligatorium, ihre Anlagestrategie individuell zu wählen.

Berufliche Vorsorge
Yanick Lang
Yanick LangPubliziert:

1e-Vorsorgelösung – Flexibilität in der beruflichen Vorsorge

Das System der beruflichen Vorsorge in der Schweiz bietet den Versicherten verschiedene Möglichkeiten zur Ausgestaltung der zweiten Säule. Eine interessante Option ist die 1e-Vorsorgelösung, bei der Versicherungsnehmer ein Mitspracherecht bei der Anlagestrategie ihres eigenen Vorsorgevermögens erhalten. Dies ermöglicht eine flexible und individuelle Gestaltung. Besonders für Gutverdienende ist die 1e-Lösung attraktiv, da eine persönliche Anlagestrategie einen erheblichen Einfluss auf die langfristige Entwicklung des Vorsorgekapitals haben kann. Des Weiteren bietet sie auch erwähnenswerte Vorteile bei den Bezugsmöglichkeiten.

Was sind 1e-Wertschriftenlösungen?

Bei einer 1e-Vorsorgelösung sind Personen mit einem Jahreslohn von über CHF 132'300 (Stand 2024; CHF 136'080 in 2025) in der beruflichen Vorsorge versichert. Diese Lösung betrifft den überobligatorischen Teil des Vorsorgekapitals, welcher über die SIFO-Grenze hinausgeht.

Im Gegensatz zu traditionellen Pensionskassenmodellen haben Versicherte bei 1e-Lösungen die Möglichkeit, die Anlagestrategie ihres Altersguthabens über eine Depotbank selbst zu bestimmen. Sie können dabei aus verschiedenen Strategien wählen, die sich im Hinblick auf Risiko und Renditepotenzial unterscheiden. Diese individuelle Wahl bietet eine grössere Kontrolle über die Entwicklung des Vorsorgevermögens. Die Wahl der Depotbank spielt in diesem Prozess eine zentrale Rolle.

Vorteile von 1e-Versicherungen

  • Individuelle Anlagestrategie:
    Versicherte können die Anlagestrategie ihres überobligatorischen Kapitals unter Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften selbst festlegen. Dies ermöglicht es ihnen, die Renditen potenziell zu steigern und ihre Vorsorge stärker zu beeinflussen, je nach Risikobereitschaft und finanzieller Situation.

  • Anlagehorizont und Bezugsmöglichkeiten:
    In der Praxis stellen wir häufig fest, dass Versicherte erst zum Rentenzeitpunkt und beim Kapitalbezug über eine allfällige Anlage nachdenken. Oft ist dabei der Zeitpunkt und die Höhe der Geldsumme jedoch nicht ideal, was teilweise zu falschen Entscheidungen führt.
    Im Falle einer 1e-Lösung besteht die Möglichkeit, das Wertschriftenportfolio bereits während der Erwerbstätigkeit aktiv zu gestalten. Dabei profitiert der Versicherte einerseits von einem längeren Anlagehorizont, was mehr Spielraum für eine höhere Risikobereitschaft bietet, und andererseits kann durch Direktanlagen bei der Überführung von der 1e-Vorsorgelösung auf Freizügigkeitskonten oder ins Privatvermögen die Anlagestrategie weitergeführt werden, ohne latente Kursverluste realisieren zu müssen.

  • Steuerliche Vorteile:
    Wie bei allen Vorsorgeplänen der 2. Säule können auch bei 1e-Wertschriftenlösungen die Beiträge vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden. Zudem ergibt sich im Vorsorgevermögen bei der Einrichtung einer 1e-Lösung (Splittinglösung; Basis und Überobligatorium getrennt) und bei einem späteren Bezug die Möglichkeit einer Verteilung auf mehrere Vorsorgetöpfe. Dies führt dazu, dass das vorhandene Vorsorgevermögen gestaffelt bezogen werden kann und bei einer guten Steuerplanung zu nennenswerten Steuerersparnissen im Bereich der Sonderveranlagung von Kapitalbezügen führen kann.

Nachteile von 1e-Versicherungen

  • Anlagerisiko:
    Anders als bei traditionellen Pensionskassen, bei denen die vordergründige Verantwortung mehrheitlich von der Vorsorgestiftung (die ebenfalls Depotbanken im Hintergrund haben; diese sind oft den Versicherten nicht bekannt) getragen wird, liegt die Verantwortung für das Portfolio bei 1e-Versicherungen nahezu vollständig beim Versicherten. Das bedeutet, dass bei ungünstigen Marktbedingungen Verluste entstehen können, die sich im Worst-Case negativ auf das Altersguthaben auswirken.

  • Kosten:
    Durch die Einrichtung einer zusätzlichen Vorsorgestiftung fallen zusätzliche Verwaltungskosten an, die in einem gesunden Verhältnis zu den Vorteilen stehen sollten (mehr dazu weiter unten).

Für wen sind 1e-Versicherungen geeignet?

Eine inoffizielle Faustregel im Bereich der beruflichen Vorsorge besagt, dass sich eine 1e-Wertschriftenlösung ab einem Jahreseinkommen von rund CHF 180'000 lohnt. Dies, weil durch eine zusätzliche Vorsorgestiftung auch weitere Verwaltungskosten anfallen, die am Ende des Tages im Verhältnis zum Nutzen stehen müssen.

Im Falle einer zukunftsorientierten Installation der Vorsorgelösung, wie zum Beispiel bei einer Praxiseröffnung, kann für einen Versicherungsnehmer auch ein Anschluss mit einem tieferen Lohn bereits vorgenommen werden, mit der Aussicht auf ein zukünftig steigendes Jahreseinkommen.

Aufgrund der Möglichkeit des Einblicks ins Wertschriftenportfolio und der Mitgestaltung innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen/dürfen Schwankungen emotional ausgehalten werden. Unter diesem Gesichtspunkt ist ein langfristiger Anlagehorizont sicherlich vorteilhaft.

Vorsicht bei der Wahl der Anlagestrategie

Die Auswahl der Anlagestrategie ist ein entscheidender Faktor bei 1e-Vorsorgelösungen. Versicherte sollten sich bewusst sein, dass riskantere Strategien zwar höhere Renditen versprechen, aber auch zu grösseren Verlusten führen können. Besonders wichtig ist, dass die Anleger verstehen, dass es sich hierbei nicht um private Ersparnisse, sondern um ihr angespartes Alterskapital handelt. Es ist daher ratsam, eine professionelle Beratung bei einer erfahrenen Depotbank in Anspruch zu nehmen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen, die den gesetzlichen Vorschriften sowie den persönlichen Zielen und dem Risikoprofil entspricht.

Die Auswahl der verschiedenen Anlagestrategien unterscheidet sich je nach Rechtsform. Bei Kapitalgesellschaften wie AG und GmbH stehen den Versicherten in der Regel 10 verschiedene Anlagestrategien mit unterschiedlichen Risikoprofilen zur Verfügung.

Während Selbständigerwerbende über eine Verbandslösung meist individuelle Strategien zur Verfügung haben.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die regelmässige Überprüfung der gewählten Anlagestrategie. Die Finanzmärkte sowie die persönlichen Lebensumstände verändern sich, und es kann notwendig sein, die Strategie anzupassen, um sicherzustellen, dass sie weiterhin den persönlichen Zielen entspricht.

Fazit

1e-Versicherungen bieten eine attraktive und flexible Lösung für Personen mit hohem Einkommen, die ihre Altersvorsorge eigenverantwortlich gestalten und potenziell höhere Renditen erzielen möchten. Sie bieten individuelle Wahlmöglichkeiten und steuerliche Vorteile, sind jedoch auch mit Risiken verbunden, die eine sorgfältige Planung und regelmässige Überwachung erfordern.

Zudem ermöglicht das frühzeitige Aufbauen eines Wertschriftenportfolios, das über das Rentenalter hinweg erhalten werden kann, einen langfristigen Kapitalschutz.

Eine fundierte Beratung ist entscheidend, um das Anlagerisiko richtig einzuschätzen und eine Strategie zu wählen, die langfristig den persönlichen Zielen und Bedürfnissen entspricht.

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Yanick Lang
Yanick LangDipl. Versicherungswirtschafter HF | Finanzplaner mit eidg. Fachausweis